​Mein Name ist Jacqueline Fritz. Mein Leben hat sich durch einen Bänderriss mit 15 Jahren zu 100% verändert: Bei der Operation passierte dem Arzt ein Fehler, es kam es zu Komplikationen, acht Jahre und diverse Behandlungen später entscheiden die Ärzte, meinen Unterschenkel inklusive Knie zu amputieren – damit war erstmal mein Lebenswillen gebrochen. Erst als ich bei einem der vielen Reha-Aufenthalte die Berge für mich entdeckte, konnte ich wieder neuen Mut fassen. Ich bin gelernte Grafik Designerin, habe mich aber nach einigen Jahren als selbstständige Grafikerin mit eigener Werbeagentur dazu entschieden mein Hobby, das Bergsteigen und Klettern, zu meinem Beruf zu machen. Inzwischen bin ich Wettkampfkletterin im deutschen Nationalkader und mische auch in der deutschen Bergsteigerszene kräftig mit. Jedes Jahr unternehme ich zusammen mit meinem Bergbegleithund Loui Unternehmungen - größere Projekte - in den Bergen. Meistens geht es darum, weite Distanzen zurück zu legen, aber auch alle Schwierigkeiten, die ein Berg bieten kann, nicht auszulassen. Weder Gletscher noch Steilwände oder Schnee halten mich von meiner unbändigen Abenteuerleidenschaft ab. Während der Touren wird meist gefilmt und fotografiert, um bei Filmvorträgen die Zuschauer mit auf eine ungewöhnliche Reise in die Bergfeld zu entführen. Ich übe das Bergsteigen alleins mit Krücken ohne Prothese aus. Diese kommt in den Bergen für mich nicht in Frage, da sie zum Einen zu schwer wäre, zum Anderen zu viel Strom benötigen würde, den es im Gebirge oft nicht gibt. Widrige Umstände, schmerzhafte Rückschläge und scheinbar mangelnde Erfolgsaussichten können die beste Idee im Keim ersticken. Geht es um die Erkundung von Neuland, kann die Angst vor unbekannten Risiken ähnliches leisten. Doch wer Spitzenleistungen erbringen möchte, muss sich von beidem frei machen. Ich zeige am Beispiel meiner Expeditionen, wie man ungeahnte Höhen erklimmen kann, wenn man sein Ziel fest im Blick behält – im wörtlichen und übertragenen Sinn gleichermaßen. Gemäß meinem Motto „Nur durch Bewegung können wir etwas bewegen“ zeigte ich, wie man seine Ziele so definiert und anpackt, dass man ungeahnte Potentiale entdecken und motiviert über sich hinauswachsen kann. Ich beschreibe mich selbst als zielstrebig, aufgeschlossen, interessiert an allem Neuen, leidensfähig und ehrgeizig. Ich schaffe es, mich bei Kletterwettkämpfen oder Bergsteigerprojekten zu 100% zu fokussieren, dennoch aber nicht verbissen zu sein. Mit meiner aufgeschlossenen Art, habe ich bei meinen Filmvorträgen die Möglichkeit, Menschen wachzurütteln, um sich selbst über die Einstellung zu manchen Dingen wie Behinderungen, Vorurteilen etc zu hinterfragen. Ich kann durch meine eigene Geschichte eine Mitmenschen motivieren. Bei meinen Vorträgen verbinde ich meine Erfahrungen als Sportlerin mit ihrer Erfahrung und Erkenntnissen, wie sich negative Umstände in unserem Leben ins Positive umwandeln lassen. Ich möchte Menschen anhand meines Berufes als Bergsteigerin Mut machen, für Ihre Ziele zu kämpfen, am Ball zu bleiben und Spaß im Leben zu haben und sich wegen eines Handicaps nicht aus Angst vor Mobbing, etc verstecken zu müssen Es ist völlig egal ob man gesund oder gehandicapt ist. Jeder Mensch hat andere Eigen- und Leidenschaften, deshalb können wir alle nur voneinander profitieren. Anhand meines Beispiels, dem Bergsteigen und Klettern -welches symbolisch für Kraft, Unversehrtheit, Ausdauer und Kampf steht, möchte ich zeigen, was trotz Behinderung alles machbar ist. Vielleicht provoziere ich den ein oder Anderen sogar mit meinem Erscheinungsbild. Aber gerade damit will ich die Leute wachrütteln. Ganz oft kommt es dadurch zu Gesprächen. In diesen Situationen will ich versuchen, Berührungsängste und Vorurteile abzubauen. Das kann ein erster Schritt für eine gelungene Integration sein. Viele wollten mich damals von meinem Wunsch - Klettern und Bergsteigen zu gehen - abhalten. Bei so vielen Menschen ist im Kopf, dass man, wenn man sichtbare Behinderungen hat, sich schonen muss, einen geregelten Bürojob haben sollte um sich keiner zusätzlichen Gefahr auszusetzen. Wie oft wurde ich gefragt: Muss das denn sein! Daraufhin habe ich mir sehr viele Gedanken über diese Frage gemacht. Schlussendlich kam ich zu dem Entschluss: Ja es muss sein. Auch ich als gehandicapte Person, der ein Bein fehlt, habe das Recht meine Wünsche, Ziele und Träume in die Tat umzusetzen. 

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Fotos: Laila Tkotz, https://www.lailatkotz.com